Mittwoch, 29. Dezember 2010

Die vielen Küchen des Luciano Pavarotti

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Dass Luciano Pavarotti gerne aß, sah man ihm ohne Zweifel an. Seine Leidenschaft für‘s Kulinarische war sogar so ausgeprägt, dass er niemals eine Tournee ohne seine beiden legendären blauen Koffer antrat. In denen transportierte er allerhand Zutaten aus seinem Heimatland Italien: Parmesan, Salami, Parmaschinken, Olivenöl, Balsamicoessig, usw. Denn nach seinen Konzerten pflegte er nicht nur für sich opulent zu kochen, sondern auch für Freunde und sogar einige Fans.

Um dies angemessen und ausgelassen tun zu können, ließ er sich von den Hotels gleich mit ganzen Küchen versorgen: wenn Pavarotti z.B.  in München war – und das war nicht selten – residierte er stets in Zimmer 525 des Bayrischen Hofes. Dass er immer in derselben Suite übernachtete hatte seinen Grund: denn die Hotelleitung hatte auf seinen Wunsch hin dort eine extra große Küche einbauen lassen…..

Und für ein Konzert in Hamburg ließ das Hotel Le Royal Meridien in ihre Alster-Suite sogar eigens eine 15 000 EUR teure Küche einbauen. Nach seinem Aufenthalt wurde sie nicht mehr benötigt und schließlich für einen guten Zweck versteigert…..

Dienstag, 28. Dezember 2010

Das sonnige Gemüt der Kathleen Battle

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Die Starsopranistin war nicht immer leicht zufrieden zu stellen und hielt die Teams der Opernhäuser auf Trab. Die Bühnenarbeiter der San Francisco Opera nahmen’s mit Humor und zogen nach jedem Auftritt der Diva T-Shirts mit der Aufschrift „I survived the Battle“ an.

Freitag, 24. Dezember 2010

Kastratenstimmen zum "Lobe Gottes"

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Aus aktuellem Anlass lassen wir mit Papst Clemens XI mal einen Vertreter der Kirche zu Wort kommen...

„Daß keine Weibsperson bei hoher Strafe Musik aus Vorsatz lernen solle, um sich als Sängerin gebrauchen zu lassen; denn man wisse wohl, daß eine Schönheit, welche auf dem Theater singen, und dennoch ihre Keuschheit bewahren wollte, nichts anderes tue, als wenn man in den Tiber springen und doch die Füße nicht naß machen wolle.“

Verzichten auf den Soprangesang wollten die Geistlichen aber auch nicht komplett und besetzten ihre Chöre mit Männern, dessen Knabenstimmen durch Kastration über die Pubertät hinaus konserviert wurden. Den Widerspruch, dass laut den Gesetzen der katholischen Kirche Kastration unter Todesstrafe verboten war, löste der Vatikanstaat mühelos – sprich gar nicht – und stellte bis 1903 zum „Lobe Gottes“ (Papst Clemens XI) Kastraten ein. Alessandro Moreschi war der letzte Kastrat auf der Gehaltsliste des Kirchenstaates. Er starb 1922.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Eine Million Dollar für eine Zugabe

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Am Broadway zwischen der 39. und 40. Straße war bis 1966 der Standort der Metropolian Opera. Im beginnenden 20. Jahrhundert war es üblich, dass Firmen bei Benefizgalen in der New Yorker Oper hohe Summen für Zugaben springen ließen. Während eines solchen Konzertes am 27. April 1919 kamen schon für das Ave Maria von dem Stargeiger Jascha Heifetz mehrere hunderttausend Dollar zusammen. Sergei Rachmaninov stand angesichts solch hoher Summen verstört hinter der Bühne: verwirrt erklärte er seinem Manager, dass er und sein cis-Moll-Prélude nie und nimmer so viel einbringen werden. Sein Manager wusste aber offenbar schon mehr und lächelte nur. Denn wie wenige Minuten darauf verkündigt wurde, hatte der Hersteller von automatischen Klavieren Ampico die Rekordsumme von einer Million Dollar auf den Tisch gelegt.

Übrigens das Stück dauert je nach Interpret zwischen drei und fünf Minuten.

Quellen:
Raderer, F.C./Wehmeiner, R.: Fortissimo – Musiker-Anekdoten: Stuttgart: Reclam, 2009.

Sonntag, 19. Dezember 2010

Die Hölle, die Rache und Florence Foster Jenkins

Die Karten für ihr legendäres Konzert am 25. Oktober 1944 in der New Yorker Carnegie Hall waren schon Wochen vorher ausverkauft. Und wer dennoch dieses einmalige Konzerterlebnis auf keinen Fall verpassen wollte, musste  Rekordsummen auf dem Schwarzmarkt hinblättern! Die unvergessene Flocrence Foster Jenkins und ihere unvergleichbare Interpretation der Königin der Nacht:

In diesem Sinne wünsche ich allen einen besinnlichen vierten Advent! ;)

Samstag, 18. Dezember 2010

Händel, Bach und der Okulist John Taylor

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Johann Sebastian Bach litt auf seine alten Tage an einer starken Sehschwäche und begab sich schließlich, mit der Hoffnung wieder sehen zu können, in die Hände des Okulisten John Taylor. Dieser war seinerzeit einer der berühmtesten Starstecher und operierte Bach aufgrund eines fehlenden Operationssaals im Leipziger Gasthof „Drey Schwanen“. Er lag mit der Hausnummer 7 übrigens in unmittelbarer Nachbarschaft zu Richard Wagners (*1813) Geburtshaus: „Das Haus zum roten und weißen Löwen“ (Brühl 3). Heute steht auf der Fläche ein schnödes Einkaufszentrum.

Eine solche Operation verlief damals ie folgt: zunächst stellte sich, mangels Narkose, ein Assistent hinter den sitzenden Patienten und presste dessen Kopf mit beiden Händen fest gegen seine Brust, um ihn zu fixieren. Der Starstecher stach nun in das Auge und drückte mit einer Starstichnadel die Linse gegen den Augapfel. Dort musst er sie eine Weile festhalten, weil sie andernfalls sofort wieder nach oben geflutscht wäre. Ohne die getrübte Linse konnte nun das Licht wieder auf die Netzhaut gelangen und der Patient konnte – zwar mit einer recht starken Übersichtigkeit, aber immerhin – wieder sehen. Im Anschluss an die OP wurden die Augen verbunden und es folgte die damals üblich bekannte Prozedur: Aderlass sowie Verabreichung diverser mehr oder weniger wirksamer Mittelchen. In der Praxis erwies sich das Ganze jedoch als äußerst heikel, denn bei etlichen Patienten traten anschließende schwere Komplikationen auf, dessen Folgen mitunter auch zum Tod führten.

Der Okulist Joseph Hillmer z.B. operierte sich mit sagenhaften 82% Misserfolg durch den russischen Adel. Man kann sich also unschwer vorstellen, dass es das A&O für einen erfolgreichen Okulisten war viel zu reisen: und dies tat nicht nur Joseph Hillmer, sondern ebenso John Taylor, der durch seine überlieferten Veröffentlichungen, Vorträge und zahlreichen Flugblätter bewies, dass er der Scharlatan unter den Scharlatanen war – und das "erfolgreiche" 30 Jahre lang.

Sein Erfolgsrezept: er war nicht gerade eine Niete in Sachen PR und verfasste die Nachrichten über seine Operationen in der Regel mehr oder weniger selbst. In den Berliner Nachrichten war z.B. 1750 über Bachs Operation zu lesen, dass sie erfolgreich verlaufen sei. Diese Botschaft erreichte auch Händel in London, der sich einige Zeit später ebenfalls in die Hände Taylors begab. Doch die Realität über Bachs OP sah ganz und gar nicht so rosig aus, wie von Taylor beschrieben: es traten Komplikationen auf und zudem schob sich die Pupille wieder zurück ins Auge. Wenige Monate später legte Taylor erneut Hand an. Jedoch erfolglos: Bach verbrachte die letzten Monate seines Lebens mit einer Augenbinde, derer er sich schließlich etwa 3 ½ Monate nach seiner letzten OP entledigte und tatsächlich wieder sehen konnte – jedoch erlitt an eben jenem Tag einen schweren Schlaganfall und starb zehn Tage später am 28. Juli 1750.

Gute zwei Jahre nach Bachs Tod, am 3. November 1752, trat der Komponist Georg Friedrich Händel seinen ersten – von einem Herren namens Bromfield durchgeführten – Starstich an und konnte kurz darauf auch wieder besser sehen. Allerdings nur kurzfristig, denn seine Blindheit nahm in der Folge rasanter zu als vor der Operation. Im August 1758 beging er den Fehler erneut und ließ sich nochmals operieren – diesmal von John Taylor. Am 14. April 1759 starb Händel in seiner Londoner Wohnung.

Wenige Jahre später (1761) publizierte John Taylor übrigens das Buch „History of the Travels and Adventures“. In dem er titelgemäß über seine Reisen sowie Begegnungen mit seinen prominenten Patienten berichtete.

Quellen:
Linke, H. J.: Der große Unbekannte. http://www.fr-online.de/kultur/literatur/der-grosse-unbekannte/-/1472266/3097730/-/index.html (zuletzt abgerufen am 18. Dezember 2010).
Bach.de: Leben · Leipzig · 1740-1750. http://www.bach.de/leben/leipzig_1740.html (zuletzt abgerufen am 18. Dezember 2010).

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Die Liebe zu den drei Orangen - Staatsoper Hannover

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Tja mutig war’s von mir – oder wohl eher leichtsinnig - den Zug zu nehmen, der planmäßig etwa eine dreiviertel Stunde vor Vorstellungsbeginn ankommen sollte. Aber das ist er trotz fassungslosem Massenstarren auf diverse Anzeigetafeln derjenigen Menschen mit einem anderen Reiseziel tatsächlich auch – zumindest fast. An der Abendkasse gab’s dann auch noch richtig gute Studentenkarten! Und im Anschluss legte die Erfolgsgeschichte meines Glücks noch nach: mein Zug zurück ist ebenfalls so gut wie pünktlich gefahren…. Na, da schimpfe nochmal einer auf die Bahn…. ;))

Zum Vorstellungsbeginn lieferten sich librettogemäß die Tragischen, die Komischen, die Lyrischen und die Hohlköpfe einen Schlagabtausch in Sachen Stückauswahl, bis schließlich mit dem Märchen „Die Liebe zu den drei Orangen“ von keinem geringeren als den Lächerlichen ein Kompromiss versprochen wurde - bei dem jeder auf seine Kosten kommen sollte. Es konnte also losgehen: Der Prinz (Philipp Heo = toller Tenor!) ein gelangweilter Teenager im Manga-Style sitzt mit seinen Superhelden-Freunden (ich bin leider nicht so firm in Sachen Comic, Manga, usw., so dass ich bis auf einen Turtle keine der Figuren zuordnen konnte) computerspielend in seinem Wohnbett und leidet, wie die Ärzte feststellten, an „hypochondrischer Depression“. Entsprechend seines Krankheitsbildes geht dem Prinzen die Welt außerhalb seines Bettes nix mehr an. Er verflüchtigt sich in eine Scheinwelt à la World of Warcraft: eben dieses Spiel, dessen Feldzug sicher nicht mehr lang braucht, bis es zusammen mit seinen Süchtigen einen messbaren Schaden im Bruttosozialprodukt verbuchen kann. Am Anfang ist immer alles harmlos und entsprechend trennt zu Beginn der Inszenierug (Balázs Kovalik) eine durchsichtige und –schreitbare Spiegelwand, die mich in Funktion und Aussehen ein wenig an das Stargate erinnert hat, zunächst die Realität vom Spiel - noch. Aber schon bald ist die Scheinwelt untrennbar mit dem Jetzt verworren: die zuvor im Spiel agierende böse Hexe Fata Morgana vervielfältigt sich im Kampf gegen das Gute und kündigt von Angesicht zu Angesicht an eine Heilung des Prinzens um jeden Preis zu verhindern.

Und eine Heilung kann es nur geben, wenn der werte Herr sich bequemt mal wieder so richtig zu lachen. In der Folge wird also ein Staatsakt mit viel TamTam inszeniert und diverse Showeinlagen geboten, um einen Lacher zu provozieren. Doch zeugen diese nicht gerade davon, dass dessen Gestalter Truffaldino (Ivan Tursic = ein wirklich toller Sänger mit einem echten Gespür für Komik) eine Idee davon hat, was Humor, Witz und letztlich Lachen eigentlich ist. Das Ganze endet im Frust Aller und als sich dann das Fräulein Fata Morgana auch noch einschaltet kommt es zu Handgreiflichkeiten, die in der Entblößung ihrer Brüste enden – sie hat statt üblicherweise zwei die doppelte Anzahl. Das wiederrum bringt den Prinzen auf den Plan und er lacht sich halb tot…. Ob dieser Lacher aus Schadenfreunde einen Heilungsprozess anstoßen kann, sei jetzt mal dahin gestellt, aber die Hexe verflucht den Prinzen aus Rache zu einer recht kuriosen Leidenschaft: fortan ist er unsterblich in die drei Orangen verschossen.

Dumm nur, dass diese sich in der Obhut einer bösen Köchin in rosa Lackschürzchen (Shavleg Armasi = das Gegenteil einer Hosenrolle, denn der Gute ist ein standhafter Bariton) befinden. Jene ist berühmt berüchtigt für ihren Kochlöffel mit dem sie Störenfriede kurzerhand erschlägt. Doch was soll man machen: von Liebe getrieben begibt sich der Prinz zusammen mit Truffaldino auf die Suche und sie können die drei guten Stücke auch tatsächlich ergattert. Allerdings müssen jene kurz darauf auch wieder dran glauben, denn Truffaldino überkommt angesichts der Wüste auf dem Heimweg ein schlimmer Durst und er trinkt den Saft einer Orange. Mit dem Öffnen eben jener erscheint eine Prinzessin, die Wasser von ihm verlangt. Und sich angesichts der nicht gerade optimalen geographischen Lage sogar versucht sich selbst zu behelfen, indem sie zum Äußersten greift und ihrem (Be)freier nahezu die Hose herunterreißt - zwecks Saftaustausch. Angesichts ihrer Verzweiflung opfert Truffaldino schlussendlich eine zweite Orange -  in der Hoffnung ihren Durst stillen zu können. Doch es erscheint eine zweite Prinzessin mit ähnlichem Problem. Sie sterben beide und Truffaldino ergreift die Flucht. Der Prinz, zunächst etwas verwirrt angesichts der beiden Frauenleichen, lässt sich aber nicht auf unbequeme Sinnfragen ein und entfernt diese einfach kurzerhand. Danach begeht er den Fehler seines Kumpels erneut. Allerdings weiß er sich zu helfen….. Es folgen einige Intrigen, die aber noch rechtzeitig aufgeklärt werden können und am Ende liegen die beiden gemeinsam auf seinem Bett.

Fazit: SUPER! Die Inszenierung war witzig, kurzweilig und hat auf knallende Effekte gesetzt, - ohne blödsinnig zu wirken.... Außerdem mag ich Prokofjew - zwar nicht immer, aber irgendwie doch ganz gerne und mal abgesehen davon, dass seine Oper nicht gerade frei von Rassismen ist!

Dienstag, 14. Dezember 2010

Münchener Oper mit Bier gelöscht

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Das alte Münchener Opernhaus ist mit nicht einmal 600 Plätzen über die Jahre zu klein geworden – ein Neues musste her. Also wurde im Oktober 1811 mit einem Neubau begonnen - der allerdings unter keinem guten Stern stand: 1813 mussten die Bauarbeiten wegen Geldmangel unterbrochen werden und 1817 brannten auch noch Teile des Gebäudes nieder. Viele Münchener Bürger hatten jedoch wenig Mitleid mit dem vom Pech verfolgten Opernhaus, denn für den Prestigebau musste ein altes Franziskanerkloster, das zuvor auf dem Baugrundstück stand, dran glauben. Dennoch und allen Umständen zum Trotz wurde der Bau schlussendlich durchgezogen und 1818 fertiggestellt.

Doch die Pechsträhne war damit nicht zu Ende: nur fünf Jahre später, im Januar 1823, ging die Tragödie weiter: ein Bühnenbild fing während einer Aufführung Flammen und das Haus loderte innerhalb von wenigen Augenblicken lichterloh. Zu allem Unglück war der Winter in diesem Jahr auch noch besonders kalt, so dass sämtliche Löschteiche komplett zugefroren waren. Der ohnehin nicht gerade motivierten Feuerwehr waren somit die Hände gebunden und sie gesellte sich  zu den anderen Schaulustigen vor dem Opernhaus.

Der Brand drohte den Bau komplett zu zerstören. Eine Lösung musste her – und das schnell! König Max I. fackelte nicht lang und gab den Befehl sämtliches Bier des nah gelegenen Hofbräuhauses zu beschlagnahmen und damit den Brand zu löschen. Die Fässer wurden kurzerhand – vermutlich nicht gerade begleitet von Begeisterungsstürmen – zur Brandstelle gerollt. Doch auch das Bier konnte die Oper nicht mehr retten. Sie musste fast komplett neu aufgebaut werden. Doch womit? Erneut waren die Bierfans die Leidtragenden, denn für die Finanzierung wurde auf jedes Maß Bier eine Steuer erhoben.

Na dann, Prost! ;)


Quellen:
Gebhardt, H.: Als die Oper mit Bier gelöscht wurde: Münchner Bilder und Geschichten von 1158 bis heute. München: Stiebner, 2009

Freitag, 10. Dezember 2010

Hans von Bülow und die Tonaufzeichnung

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Ende des 19. Jhd. gab es mittels einer Wachswalze (auch Wachszylinder genannt) zum ersten Mal die Möglichkeit Ton aufzuzeichnen. 1888 erklärte sich nach einiger Überredung der Stardirigent Hans von Bülow zu einer Aufnahme bereit. Dass die Qualität nicht die beste war, lässt sich nachvollziehen. Hans von Bülow hatte aber offenbar mit einem anderen Ergebnis gerechnet, denn er fiel beim Anhören in Ohnmacht.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Mazeppa - Goethetheater Bremen

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Hach, ich steh ja auf Tschaikowsky. Seine Musik ist zuckersüß in einer bitter, schweren Schale. Diese schöne Schwermut, die sich wie eine Schlingpflanze um einen legt und zudrückt, wenn man sich längst nicht mehr wehren kann, kenne ich eigentlich hauptsächlich von russischen Komponisten und sie macht definitiv süchtig! Klar also, dass ich mir das selten aufgeführte Tschaikowsky-Stück in Bremen ansehen musste!

Die Handlung in kurz: Alter Feldherr liebt junges Mädchen (Maria) und sie diesen ebenso. Sie verlässt Vater und Mutter, um mit ihm zusammen sein zu können. Vater will Rache und schwärzt Mazeppa gegenüber dem Zaren an. Der aber kann diesen überzeugen, dass es nur ein Täuschungsversuch war. Der Vater wird zum Tode verurteilt. Die Mutter bringt das Fräulein Tochter zur Vernunft – leider zu spät: der Vater wurde schon hingerichtet. Die Tochter wird wahnsinnig.

Leider war die Inszenierung (Tatjana Gürbaca) eine ganz, ganz schlimme Katastrophe. Ich meine, ich hab’s ja schon vorher hier und da vernommen -  aber wie sagt man so schön: die Hoffnung stirbt zuletzt. Und das tat sie dann auch! Allerdings nicht in einem sanft dahinschwebenden Tutu, sondern mit einem Vorschlaghammer - wobei ein Laubpuster angesichts des Bühnenbildes sicher sinnvoller gewesen wäre. Der Bühnenboden war nämlich voll mit Erde, die den Protagonisten immer wieder durch die Hände rann. Der berühmte Boden unter den Füßen halt. Mit diesem Bild hätte man ja noch was anfangen können, aber die Regie überschlug sich fortan förmlich vor Elementen – die aber schlussendlich genauso wahllos zusammengewürfelt wirken, wie eine Projektarbeit eines Deutsch-LK’s der mittels Brainstorming ein Konzept zusammengebastelt hat: Alles und nix!

Nun ja, so kommen zwangsläufig solch – zugegeben sehr effektvollen, aber sinnfreien – Szenen zustande, wie die Foltersequenz in der letztlich der Vater gezwungen wird seinen, mit einer Schweine-Maske gedemütigten, Freund mit Benzin zu übergießen und sich eine brennende Zigarette in den Mund zu stecken. In der nächsten Szene ist weder das Geheimnis verraten, der Freund in Flammen aufgegangen noch haben die Folterknechte einen moralischen Schub bekommen? Mhm?

Und die anschließende Hinrichtung findet via Suppe in einem Restaurant mit eigens abgesperrten Tisch statt….. Wenig später treffen dann eben dort Mazeppa und Marias Jugendfreund aufeinander: Die Musik, die Gemüter und die Stimmbänder sind in Wallungen – man erwartet so einiges, aber sicher nicht, dass die beiden sich erstmal setzen. Na ja, usw. usw. ….

Nichts desto trotz war’s ein toller Abend! Wie gesagt: Tschaikowsky. Auch wenn der Genuss durch die Regie und ein weiteres Phänomen, welches offenbar typisch für Bremen zu sein scheint, einen nicht zu unterschätzenden Kampf hinlegen musste: denn schon einige Male hatte ich das Vergnügen in unmittelbarere Nähe der Plätze direkt hinter dem Dirigenten zu sitzen und jedes Mal waren die Besetzer dieser Sitznummern extreme Störenfriede. Letztesmal waren es zwei Männer, die sich zunächst ihre tödliche Langeweile permanent mittgeteilt haben, bis sie mittendrin einfach rausgegangen sind, um wenige Minuten später (nur zum Teil) wieder reinzukommen. Heute war es ein Pärchen, welches wirklich alles und jeden ersteinmal ausgiebig diskutieren musste. Da halfen weder „psst“ von diversen Sitznachbarn, noch etliche böse Blicke – da half letztlich nur eins: umsetzten.

Gesanglich hatte ich mich besonders auf Nadine Lehner gefreut, die mich in Bremen schon oft begeistert hat. Und sie hat wie gewohnt eine sehr bewegende Partie hingelegt, auch wenn sie mitunter ein wenig überfordert mit der Rolle war. Ihr Ehemann Mazeppa (Jacek Strauch) war in meinen Augen der Star des Abends! Genial gesungen, genial gespielt und zudem auch noch Kinder-Statisten vor einer echten Panne im Ablauf gerettet! Die Mutter hat Tamara Klivadenko gesungen, die zudem sehr überzeugend gespielt hat. Der Vater (Loren Lang) und Marias Jugendfreund Andrej (Michael Baba) haben ihre Sache echt unglaublich gut gemacht – auch wenn die nicht immer einfachen Partien sie z.T. an ihre stimmlichen Grenzen gebracht hat.

P.S.: falls mir wer eine gute Aufnahme empfehlen kann – ich suche schon länger danach und wäre wirklich dankbar für Tipps!


Mittwoch, 8. Dezember 2010

Steinway und das Feldklavier

©Sarah-Maria

Schon gewusst, dass ....

…. die Firma Steinway im II. Weltkrieg ein „Feldklavier“ entwickelt hat, welches in einer Kiste verpackt aus einem Flugzeug abgeworfen werden konnte und zur Unterhaltung der amerikanischen Soldaten diente?

Es war olivgrün, trug den Namen „Victory Vertical“ und war quadratisch, praktisch gut im Design: das Klavier wog mit gerade mal einem Meter Höhe etwa 250 Kilo und es ragte lediglich die Tastatur heraus, es hatte nichteinmal Füße. Außerdem in der Kiste mitgeliefert wurde ein Hocker, Stimmwerkzeuge sowie Ersatzteile mit Gebrauchsanweisung und Noten, die von Kirchenliedern bis hin zu aktuellen „Chartstürmern“ alles abdeckten. Steinway baute während des Krieges ca. 5000 dieser Klaviere  - etwa die Hälfte davon kauften die amerikanischen Streitkräfte.

Übrigens das Hamburger Werk wurde 1941 unter Aufsicht eines Treuhänders gestellt – es galt als „Feindvermögen“. Die Produktion wurde praktisch eingestellt. In der Zeit von 1941 bis 1944 wurden dort jährlich nur etwa 100 Instrumente gebaut. Zudem wurden einige der Holzvorräte für den Bau von Gewehrkolben und  sogar Särgen genutzt. 1944 wurde das Werk während eines Bombenangriffs durch eine Luftmine schwer beschädigt und erst 1948 konnten in Hamburg wieder Steinway-Instrumente hergestellt werden. Im New Yorker Werk wurden während des Krieges auch nicht nur Klaviere und Flügel gebaut, sondern zudem Lastensegler aus Holz gefertigt. Diese Segelflugzeuge versorgten die Soldaten mit ihrer Ausrüstung.

Montag, 6. Dezember 2010

Die Oper, die eine Revolution auslöste

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Schon gewusst, dass die Aufführung der Oper „La Muette de Portici“ am 25. August 1830 in Brüssel einen Volksaufstand auslöste, der schlussendlich zur Unabhängigkeit Belgiens führte?

So hatte sich der niederländische König Wilhelm I. seinen Geburtstag sicher nicht vorgestellt, als er das Brüsseler Theater betrat, welches ihm zu Ehren die Oper „La Muette de Portici“ (Die Stumme von Portici) von Daniel-François-Esprit Auber aufführte. Aber die derzeit sowieso nicht gerade zufriedene belgische Minderheit war offensichtlich nicht in Feierlaune und nach dem Duett „Amour sacré de la patrie“ (Die heilige Liebe zum Vaterland), welches textlich an die französische Nationalhymne angelehnt ist, erst recht auf Krawall gebürstet. Das Fass zum Überlaufen haben schlussendlich folgende Textzeilen des Fischers Masaniello im 3. Akt gebracht: „Laufet zur Rache! Die Waffen, das Feuer! Auf daß unsere Wachsamkeit unserem Leid ein Ende bereite!“ Die Zuschauer nahmen das Libretto beim Wort und verließen mit dem Ruf: „Zu den Waffen“ das Opernhaus. Schnell entwickelte sich der Aufstand zu einer waschechten Revolution.

Man könnte nun anmerken, wieso zum Teufel wird in einer politisch eher instabilen Lage ausgerechnet eine Oper mit solch brisanten Textzeilen gespielt – und das auch noch als i-Tüpfelchen in Brüssel?! Dem ist zu entgegnen, dass die Oper zwar von dem neapolitanischen Fischeraufstand (1647) gegen die spanische Besatzungsmacht handelt, jedoch an und für sich eine eher antirevolutionäre Haltung verkörpert. Am Ende des Stücks wendet sich sogar die Natur in Form eines Vesuvausbruches gegen die aufständigen Fischer. Ganz offenkundig hielt die gegenteilig intendierte Aussage das Publikum dennoch nicht im geringsten davon ab, sich mit dem stummen Fischermädchen zu identifizieren, welches in ihren Augen die unterdrückte Stimme der Massen verkörperte. Goethe erklärte dies nachträglich damit, dass „jeder in die leer gelassene [motivatorische] Stelle das hineintrage, was ihm selber in seinem Land nicht behage“.

Ein weiterer Grund für die Aufführung eben jenes Werkes anlässlich des Königs-Geburtstages dürfte gewesen sein, dass es, wenn auch heute fast vergessen, damals äußerst beliebt war und in etlichen Häusern rauf und runter gedudelt wurde. Schon 12 Jahre nach der Uraufführung (1828) konnte das Werk seine 100. Aufführung allein an der Pariser Oper feiern! „La Muette de Portici“ gilt heute als erste Oper in der typischen Fassung der französischen Grand Opéra. Sie ist komplett durchkomponiert und erinnert musikalisch ein wenig an Rossini – der mit Aubert bekannt gewesen war. Das Stück war zudem auch deswegen ein Kassenschlager, weil es mit großen Chorszenen und bombastischen Bühnenbildern das Publikum mitgerissen und gefesselt hat. Dies hat sogar Richard Wagner beeindruckt, der sich bekanntermaßen oftmals nicht gerade schmeichelnd über seine französischen sowie italienischen Kollegen geäußert hat. Er bekannte, dass in dieser Oper der Chor „fast zum allerersten Male als wirklich handelnde, uns ernstlich interessierende Masse“ involviert wurde und schrieb 1871 in seinen „Erinnerungen an Auber“: La Muette de Portici „ward als der offenbare theatralische Vorläufer der Juli-Revolution erkannt, und selten stand eine künstlerische Erscheinung mit einem Weltereignisse in einer genaueren Beziehung.“ Wagner hat die Oper in Magdeburg schließlich sogar selbst dirigiert.

P.S.: Übrigens das stumme Fischermädchen Fenella bleibt während der kompletten Oper tatsächlich stumm und singt keine einzige Note….

Quellen:
Deutschlandradio Kultur: Oper als Revolutionsauslöser. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/konzert/1453651/ (abgerufen am 04. Juni 2011).
Batta, A. (Hrsg.): Opera – Komponisten, Werke, Interpreten. Köln: Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 1999.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Adriana Lecouvreur - Royal Opera House (London)

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Der Librettist, Arturo Colautti, war beim Verfassen des Textes offenbar betrunken, unter wahnsinnigem Zeitdruck oder aber beides: denn die Handlung ergibt eher selten einen Sinn. Und dieser verflüchtigt sich zudem proportional zur Anzahl der vorher studierten Werkeinführungen. Daher fährt man vermutlich am besten, wenn man an das Handlungskonzept irgendwie pädagogisch rangeht und die Figuren nimmt, wie sie nuneinmal sind. Wer, wie, was – wieso, weshalb oder gar warum Fragen führen zu keinem oder unbefriedigendem Ergebnis.

Nun ja, was angesichts der Handlung im Kopf des Komponisten (Francesco Cilea) vorgegangen ist, bleibt nur zu vermuten. Wohlwollend nehme ich aber einfach mal an, dass er die Zuschauer nicht noch weiter mit einer zu komplizierten Komposition verwirren wollte und sich daher auf ein einziges Motiv beschränkt hat. Welches somit den ganzen Abend so lange rauf und runter gedudelt wurde, bis es sich auch in die letzte Hirnwendung unwiderruflich eingefressen hatte.... Leider ist die Oper – abgesehen von diversen wirklich schönen Arien und Duetten - musikalisch gesehen strunzlangweilig.

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Ganz ähnlich überzeugt von ihrem Auftritt, wie der Komponist von seinem Motiv, schien Frau Gheorghiu gewesen zu sein. Denn sie hat offenbar just vergessen, dass sie erst wenige Tage zuvor eine der ROH Adriana Lecouvreur Vorstellungen in letzter Minute aus fadenscheinigen Gründen abgesagt hat. Und da das betroffene Publikum nicht das erste Opfer ihrer Launen war, wurde sie in Abwesenheit nicht zu knapp ausgebuht. Im Anschluss der gestrigen Vorstellung, welche übrigens auf DVD aufgezeichnet wurde und damit wohl eher nicht auf ihrer Liste der „unwichtigen“ Auftritte stand, war jedoch angesichts des zuvor verprellten Publikums von Zurückhaltung ihrerseits keine Spur. Im Gegenteil sie drängte sich schon fast schamlos in die Bravi des Schlussapplauses, die definitiv nicht nur ihr galten. Dabei gönnte sie ihren Kollegen kaum einen Funken des Applauses. Und als wenn dies nicht schon genug gewesen wäre, hat die Gute abschließend noch Jonas Kaufmann tröstend auf die Schulter geklopft.  Es war wirklich mehr als peinlich! Vor allem, wenn man bedenkt, dass Jonas Kaufmann, durch eine wesentlich bewegendere und vor allem weniger affektierte Interpretation seines Parts mit mehr Zwischenapplaus vom Publikum beglückt wurde und somit der eigentliche Publikumsliebling war…..

Dummerweise ist sie ja wirklich eine geniale Sängerin. Und sie zusammen mit Jonas Kaufmann im Duett zu hören lässt einen tatsächlich über fast alles hinwegsehen, sogar über so  blödsinnige Liebesschwüre wie: „Meiner teuren Mutter Bild, so lieblich lächelnd, seh ich in dir mich wieder freundlich grüssen“ und schlussendelich auch fast (aber eben nur fast) über Angela Gheorghius grenzgradig peinlichen Gesamtauftritt....

P.S.: Die komplette Aufführung wurde übrigens von BBC Radio3 übertragen und kann dort noch einige Tage kostenlos angehört werden: hier klicken

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Der Dirigent, der sich selbst erstach....

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Der 1632 in Italien geborene Opernkomponist Jean Baptiste Lully war am Hof von Ludwig dem XIV. angestellt und führte anlässlich einer überraschenden Genesung des Königs von einer äußerst blutigen Zahnbehandlung, eine überarbeitete Fassung seines „Te Deums“ auf. An dem Event waren über 300 Musiker beteiligt und Lully höchstselbst gab den Takt vor. Damals war der Taktstock nicht wie heute ein kleiner filigraner Stab, sondern er war groß, lang und oftmals prunkvoll geschmückt. Jener wurde zur Musik rhythmisch auf den Boden gestoßen. Lully war dabei wohl etwas zu eifrig und rammte ihn sich in den Fuß. Der Fuß entzündete sich, die Ärzte rieten zur Amputation des betroffenen Zehs, doch der Komponist weigerte sich und starb einige Monate später an den Folgen der Entzündung.

Übrigens: bei der vorangegangenen Zahn-OP mussten dem König einige gefaulte Zähne gezogen werden. Die damaligen Methoden waren nicht gerade sanft, so dass es schon mal vorkam, dass nicht nur der betroffene Zahn gezogen wurde. Ludwig der XIV. hatte ganz besonders Pech: ihm wurden versehentlich gleich ganze Teile des Kiefers mit herausgerissen. Die Verletzungen waren so stark, dass sein Überleben auf der Kippe stand. Schlussendlich heilten die Wunden aber. Zurück blieb jedoch ein Loch im Oberkiefer und dem König lief fortan beim Essen die Suppe wieder aus der Nase raus.

Quellen:
Raderer, F.C./Wehmeiner, R.: Fortissimo – Musiker-Anekdoten: Stuttgart: Reclam, 2009.
Batta, A. (Hrsg.): Opera – Komponisten, Werke, Interpreten. Köln: Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 1999.
Der Brockhaus: Oper. Gütersloh: Brockhaus in der Wissenmedia, 2002.
BR Online: Geschichte des Zahnschmerzes. http://www.br-online.de/bayern2/radiowissen/zahn-geschichte-zahnarzt-ID1202207900373.xml (abgerufen am 02. Dezember 2010).

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Das West-Eastern Divan Orchestra auf der Waldbühne

©Sarah-Maria
Am 21.08.2011 wird Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra zu Gast auf der Berliner Waldbühne sein. Gespielt wird Beethoven und es stehen wirklich hochkarätige Sänger bereit: Anja Harteros, René Pape,  Peter Seiffert und Waltraud Meier.

Allein um Waltraud Meier live zu hören würde sich der Eintritt vermutlich lohnen! Ihre Isolde ist einfach unschlagbar. In dieser Rolle habe ich sie bereits zweimal gesehen und war jedesmal hin, weg und zudem völlig von den Socken - auch wenn das nicht alle Anwesenden so gesehen haben: Zur Spielzeiteröffnung 2009 saß ich leider neben einer zwar perfekt gestylten, aber völlig gelangweilten auf ihrem Handy rumtippenden Alexandra Neldel.

Für ihren Liebestod hier klicken ..... ;)