Dienstag, 14. Dezember 2010

Münchener Oper mit Bier gelöscht

©Sarah-Maria
Das alte Münchener Opernhaus ist mit nicht einmal 600 Plätzen über die Jahre zu klein geworden – ein Neues musste her. Also wurde im Oktober 1811 mit einem Neubau begonnen - der allerdings unter keinem guten Stern stand: 1813 mussten die Bauarbeiten wegen Geldmangel unterbrochen werden und 1817 brannten auch noch Teile des Gebäudes nieder. Viele Münchener Bürger hatten jedoch wenig Mitleid mit dem vom Pech verfolgten Opernhaus, denn für den Prestigebau musste ein altes Franziskanerkloster, das zuvor auf dem Baugrundstück stand, dran glauben. Dennoch und allen Umständen zum Trotz wurde der Bau schlussendlich durchgezogen und 1818 fertiggestellt.

Doch die Pechsträhne war damit nicht zu Ende: nur fünf Jahre später, im Januar 1823, ging die Tragödie weiter: ein Bühnenbild fing während einer Aufführung Flammen und das Haus loderte innerhalb von wenigen Augenblicken lichterloh. Zu allem Unglück war der Winter in diesem Jahr auch noch besonders kalt, so dass sämtliche Löschteiche komplett zugefroren waren. Der ohnehin nicht gerade motivierten Feuerwehr waren somit die Hände gebunden und sie gesellte sich  zu den anderen Schaulustigen vor dem Opernhaus.

Der Brand drohte den Bau komplett zu zerstören. Eine Lösung musste her – und das schnell! König Max I. fackelte nicht lang und gab den Befehl sämtliches Bier des nah gelegenen Hofbräuhauses zu beschlagnahmen und damit den Brand zu löschen. Die Fässer wurden kurzerhand – vermutlich nicht gerade begleitet von Begeisterungsstürmen – zur Brandstelle gerollt. Doch auch das Bier konnte die Oper nicht mehr retten. Sie musste fast komplett neu aufgebaut werden. Doch womit? Erneut waren die Bierfans die Leidtragenden, denn für die Finanzierung wurde auf jedes Maß Bier eine Steuer erhoben.

Na dann, Prost! ;)


Quellen:
Gebhardt, H.: Als die Oper mit Bier gelöscht wurde: Münchner Bilder und Geschichten von 1158 bis heute. München: Stiebner, 2009

5 Kommentare:

  1. Dear Sarah-Maria,
    I love opera and beer, so Munich is the right place for me! Thanks for your nice text!

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  2. Glaube das Münchner Hofbräu ist nicht das schlechteste Bier, das man zu Löschzwecken verwenden kann. Schade wird's denke ich nicht drum gewesen sein... :D
    Solange es kein echtes fränkisches Landbier war, ist das alles in Ordnung.

    Als dann und wann sowohl Bier- als auch Weintrinker fände ich grundsätzlich eine zusätzliche Steuer auf Alkohol ziemlich gut. Zwecks Kultur oder Gesundheit. Beides in Ordnung.
    Okay, spätestens jetzt ist das eine Themenabweichung von 112%...

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  3. Eine klasse Anekdote. Die Leute haben die Oper nach dem verzweifelten Löschversuch sicher nicht lieber gehabt ;)

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  4. Ich frag mich was passiert wäre, wenn die Oper noch hätte gerettet werden können.... Denn jeder, der schon mal auf einer Party einen kleinen Kerzen- oder Zigarettenunfall mit Bier gelöscht hat, weiß wie einladend diese Stelle am nächsten Morgen riecht ....

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  5. Das wusste ich nicht. Es ist wirklich sehr interessant die ganze Geschichte zu verfolgen, danke schön

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