Montag, 16. April 2012

Die verkaufte Braut - Staatsoper im Schillertheater Berlin


Ja, ja, ich weiß, gestern konzentrierte sich das Berliner Opernleben eher auf die Deutsche Oper und ihre Lohengrin-Premiere (mit dem kurzfristig eingesprungenen Klaus Florian Vogt), aber dafür hat unser aller Kartenbudget bei weitem nicht gereicht. Daher sind wir in die Nachmittagsvorstellung ins Schillertheater gegangen.

Die verkaufte Braut von Bedrich Smetana habe ich gestern zum ersten Mal gesehen und fand sie zwar gut, aber sie hat sich keinen Platz auf der Liste meiner Lieblingsopern erobert. Die Ouvertüre könnte ich allerdings hoch und runter hören. ;)

Vielleicht lag’s aber auch ein wenig an der Besetzung, dass der Funke bei mir nicht übergesprungen ist, denn die war insgesamt so mittel. Vor allem aber passten die Stimmen für mein Empfinden nicht wirklich zusammen und dadurch wirkte alles irgendwie ein wenig eckig und verschroben. Mit Anna Samuil (Marenka) habe ich ja ohnehin so meine Probleme. Bisher hat mir nur ihre Tatjana (Eugen Onegin) gut gefallen. Und auch gestern war sie mir viel zu schrill und zu undifferenziert. Ihre Bühnenliebe Jeník hat Jeffrey Dowd gesungen. Und das war ein echtes Besetzungsfiasko. Die beiden haben weder optisch noch stimmlich zusammen gepasst. Herr Dowd war viel zu steif und wirkte in der knallig bunten Inszenierung äußerst fehlplatziert. Wie ein Banker in Woodstock. Und nicht nur das: auch seine Stimme passte so gar nicht zur Oper. Es hörte sich ein wenig so an, als wenn Siegfried auf einmal zum Rudolfo werden soll. Na ja, und um ehrlich zu sein, kann ich ihn mir auch nicht als Siegfried vorstellen.

Florian Hoffmann als Vasek fand ich hingegen super besetzt! Er hat grandios gespielt und auch seine Stimme hat durchaus beeindruckt. Pavlo Hunka als Kecal steht für mich ebenfalls auf der Positivseite. Genau wie Adriane Queiroz, die als Esmeralda zwar nur einen kurzen, aber dafür sehr eindrucksvollen Auftritt hatte. Zum Dirigat von Karl-Heinz Steffens fällt es mir schwer was zu sagen, da ich die Oper ja wie gesagt zum ersten Mal gesehen habe, aber irgendwie machte es auf mich den Eindruck, als wenn es - das klingt jetzt vielleicht seltsam - zu sehr deutsche-operetten-mäßig war. Das kann aber durchaus auch damit zusammenhängen, dass die Oper nicht in der Originalsprache (Tschechisch) gesungen wurde, sondern auf Deutsch. Schüttel....

Die Inszenierung von Balázs Kovalik war bunt und verdreht. Es hat sich mir zwar nicht alles erschlossen, aber ich habe mich dennoch ganz gut unterhalten gefühlt und es war halt immer was los auf der Bühne. Hier ist ein <Link> zu dem Trailer des Schillertheaters. Die Idee, die Figur des Vaseks überaus deutlich herauszuarbeiten hat mir aber sehr gut gefallen. Er wurde als etwas zurückgebliebener schüchterner Junge dargestellt, dessen Emotionen mit Füßen getreten wurden und von allen als Spielball benutzt wurde. Dadurch ist das Glück des Titel-Liebespaar fast ein wenig in den Hintergrund gerückt. Dass er dann aber zum Schluss zum (erfolglosen) Amoklauf antrat, fand ich völlig unvermittelt und irgendwie daneben.

Ein wirkliches Ärgernis hingegen, war eine Frau (sie hat durchaus ein Recht darauf als Mitwirkende erwähnt zu werden) zwei Reihen hinter mir, die ein Armband mit vielen kleinen Glöckchen trug, das bei jeder Bewegung wie blöd klingelte. So was geht echt nicht in meinen Kopf rein?! Wie kann man nur? Selbst wenn man so gedankenlos war es zu Hause anzulegen, merkt man doch allerspätestens zu Beginn der Vorstellung, dass man bei jeder noch so kleinsten Bewegung Töne produziert, die nicht in der Partitur stehen. Ich verstehe einfach nicht, dass sie sich damit nicht selber fürchterlich auf den Keks gegangen ist. Mal ganz abgesehen davon, dass ich es ohnehin ein seltsames Schmuckstück finde – hat irgendwie was von einer Kuhglocke.

2 Kommentare:

  1. Früher war alles besser. Da sang Peter Seiffert in der Deutschen Oper einen Tobias Micha, in der deutschen Übersetzung von Kurt Honolka, daß ich fünfmal im Jahr dorthin gehen konnte, und die verkaufte Braut seither ohne jeden Zweifel zu meinen Lieblingsopern zählt. Nun singt er Tristan - sei's drum. Immer noch ziemlich gut, weiß nicht, wen ich besser in der Rolle gehört hätte. Wenkoff ? Kollo ? Nää. Heppner ? Kann schon sein. Aber das bringt alles nichts, denn mein alter Opernfreund aus New York würde uns alle herausragenden Sänger der letzten 70 Jahre aufzählen, die ohne Zweifel besser waren, als diese (abgesehen von ein paar, natürlich)

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  2. In Chicago haben wir mal bei einem Konzert von Andras Schiff im zweiten Rang der Concert Hall eine Lehrerin getroffen, die dabei Klausuren ihrer Schüler korrigierte. Als wir sie fragten, ob sie denn nicht bitte leise sein könnte, fragte sie frech zurück : Is it against the rules ? Ich sagte : Yes !. Ich drohte ihr an, sie dem (in Amerika ziemlich rigorosen) Einlaßpersonal zu melden, und nach der Pause war sie weg.

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