Mittwoch, 2. Mai 2012

All diese Tage - Goethetheater Bremen

„All diese Tage“ ist eine Zeitoper von Moritz Eggert mit einem Libretto (Andres Heuser), das aus Interviews mit Bremer Jugendlichen entstanden ist. „All diese scheinbar undramatischen Alltagssituationen, die ganz nah am Leben sind; all die Hoffnungen, Träume, Enttäuschungen und Sehnsüchte, die unter der Alltags-Oberfläche spürbar sind, sind Thema der neuen Oper „All diese Tage“. Zugleich ist sie auch ein Panoptikum unserer Zeit, die mit ihren Gegensätzen von permanenter Vernetzung und Beziehungslosigkeit, von Überangebot und innerer Einsamkeit eine große Herausforderung für den einzelnen darstellt.“ (vom Kurz-Info-Zettel des Bremer Theaters)

Alles gut, alles da, alles passt. Aber wo war die Oper?

Ich meine, wo war das Risiko, das man zusammen mit den Protagonisten eingehen durfte? Was war mit dem Jungen und seinen 143 Facebookfreunden, von denen er niemanden kannte? Oder mit dem Vorschüler, der einen Terminkalender wie ein Jungunternehmer hatte? Dem Mädchen, dessen Vater sie mit Schubkarren voller Bücher überschüttete, damit sie es später einmal besser hat? Und wie ging es mit denen weiter, die ihr Glück in den Casting-Shows suchen wollten? Man wurde völlig allein stehen gelassen. Die „Oper“ schloss da, wo andere üblicherweise beginnen. Nachdem alle Personen vorgestellt waren und die Mission Entschleunigung: „Rettet den Sonntag“ ausreichend klar gemacht wurde, gab es zwar einen kurzen Akt des Innehaltens mit dem ausdrücklichen Wunsch nach einem Happy End – und simsalabim war es da. Punkt.

Aber das, was wirklich wichtig ist, wurde einfach nicht erzählt. Es war, als wenn Pamina und Tamino feststellen, dass sie mit ihren Familienverhältnissen durchaus auf Probleme stoßen könnten – und dann PENG auf einmal heiraten sie. Wo war dann die Königin der Nacht, der Sarastro, die Schlange und Papageno?! Wir gehen, oder zumindest ich gehe, doch aber genau wegen des Weges der Figuren in der Oper. Wegen des Risikos und der Klippen, die man zusammen mit ihnen hinunterspringt. Wen interessiert ein Happy End, wenn man nicht auf dem Weg dahin mitgefiebert hat?

Ähnlich blutleer war für mich die Musik. Also, sie war schön – keine Frage. Und zusammen mit der Rhythmik war sie in gewisser Weise auch originell – aber der Ausdruck fehlte. Sie war wie ein wunderschönes Gedicht - ohne Inhalt. 

Und nun noch der (in musikalischer Hinsicht nicht sehr representativen) Traile:

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