Die
Oper begann mit Tragik einer besonders realen Art: Patricia Andress, die
Sängerin der Emilia Marty, brach sich zwei Wochen vor der Premiere bei einem
Unfall das rechte Knie und den linken Fuß – und bekam in Folge einen Rollstuhl
verpasst. Von einer Umbesetzung sah das Produktionsteam dennoch ab und so kam
es zu einem unfreiwilligen, aber durchaus passenden, Regieentwurf. Passend
deshalb, weil der Rollstuhl die innere Hinderung, die Lähmung der über 300 Jahre alten
jungen Schönheit radikal ausdrückt.
Insgesamt
war die Inszenierung (Regie: Anna-Sophie Mahler - Ausstattung: Katrin Connan,
Sophie Krayer) sehr schlicht und setzte auf starke, konzentrierte Bilder: Das Anfangsbild, in dem Emilia reglos und
allein auf völlig leerer Bühne „stand“, war in ein düsteres grau-grünliches
Licht getaucht und suggerierte Endlosigkeit. Tod. Und vor allem die Leere, die in
der Sinnlosigkeit eines unbegrenzten Lebens alles Leben im Keim erstickt: „Siehst
du, die Kunst hat einen Sinn, solange der Mensch sie nicht beherrscht. Erst
wenn er sie beherrscht, wenn er sie perfekt beherrscht, sieht er, dass sie überflüssig
ist. Das ist genauso nichtig, Kristinka, genauso nichtig wie das Schnarchen.
Singen ist das gleiche wie schweigen. Alles ist gleich. Es gibt keine
Unterschiede.“ (aus dem Libretto)
Die Handlung begann: Ein Vorhang wurde aufgezogen. Spots an. Und
Aktion. Für Emilia war das Leben nur noch eine Rolle, die sie alle paar Jahre
änderte. Sie spielte immer sich selbst – und war dennoch längst nicht mehr als
ein Hirngespinst. Innerlich tot.
Dennoch.
Auch wenn das Regiekonzept durchaus durchdacht und einiges an Ausdruck zu bieten hatte, verstrichen viele Momente, in denen der Handlung keine zusätzliche
unterstreichende Wirkung gegeben werden konnte. Die Personenregie setzte insgesamt vor
allem auf Distanz - was durchaus ins Konzept passte, aber es ließ einige Passagen etwas langatmig wirken und verlieh weder der Musik noch der Handlung nennenswerte Konturen.
Ein absolutes No-Go für mich war die Übersetzung des Librettos aus dem Tschechischen ins Deutsche. Das
hat nix mit Borniertheit zu tun – hoffe ich jedenfalls. Doch meines Erachtens
hat jede Sprache eine eigene Melodie, die sich schwer bis gar nicht in einer
anderen abbilden lässt. Und so klingen für mich Libretto-Übersetzungen immer
irgendwie fehlplatziert und aufgepresst - bisweilen sogar ausdruckslos.
Der
Abend konnte insgesamt hauptsächlich musikalisch punkten – und tat dies auch: Absolutes
Highlight war das Dirigat von Clemens Heil! Er verstand es die gleißende,
bohrende, hektische Musik Janáčeks mit poetischem Tiefgang zu versehen. Patricia
Andress sang die Rolle der Emilia Marty äußerst eindringlich. Gen Ende sang sie
zudem die brennende Sehnsucht nach Leben durch den Tod hochemotional. Insgesamt
konnte die Sängerriege durch und durch punkten. Heiko Brönner sang die Rolle
des Albert Gregor sehr durchdacht. Äußerst tiefenintensiv gestaltete Martin
Kronthaler seinen Jaroslav Prus. Und auch Christian-Andreas Engelhardt (Vitek),
Lusine Ghazaryan (Christa), Hyojong Kim (Janek) und Loren Lang (Kolenatý)
rundeten die rundum gute Besetzung ab.
Fazit: Hingehen! Allein schon wegen der Oper an sich. Leoš Janáčeks Opern gehören sowohl musikalisch, als auch in Bezug auf die Handlung zu meinen absoluten Favoriten!
Fazit: Hingehen! Allein schon wegen der Oper an sich. Leoš Janáčeks Opern gehören sowohl musikalisch, als auch in Bezug auf die Handlung zu meinen absoluten Favoriten!
Teile vor allem deine Einschätzung bezüglich der Übersetzung. Beim Schlauen Füchslein war dies besonders nachdrücklich zu spüren. Gerade Janácek, der ja Geräusche komponierte und die menschliche Sprache in terms of music verstand, ist Übersetzung der Tod der Melodie.
AntwortenLöschenDennoch war ich von der Aufführung sehr angetan. Und die Andress war 'ne Wucht.